Wissenschaft & Forschung: Medikamente aus Schimmelpilzen

Schimmelpilze genießen auf den ersten Blick kein besonders hohes Ansehen. Vielmehr sind sie regelrecht gefürchtet, richten sie doch großen Schaden nach zum Beispiel einem Wasserschaden an. Allerdings ist Schimmel nicht ausschließlich eine Belastung: Die Käseherstellung nutzt Edelpilze zum Heranreifen erlesener Spezialitäten und die Forschung hofft auf neue Medikamente aus den Mikroorganismen.

Bereits in den 50er Jahren haben Forscher des Instituts für Mikrobiologie und experimentelle Therapie in Jena damit begonnen, Mikroorganismen für die Suche nach neuen Antibiotika zu sammeln. Da durch die Teilung Deutschlands in der DDR der Zugang zu Edelpilzen zur Käseherstellung fehlte, entstand parallel eine Sammlung von Schimmelpilzen am Institut für Botanik der Universität Jena. Im Jahr 2010 wurden beide Bestände zusammengelegt und umfassen rund 50.000 Exemplare, die der Wissenschaft ein ganz besonderer Schatz sind.

Heute gehört die Sammlung aus Jena gemeinsam mit der im damaligen Westen entstandenen wissenschaftlichen Sammlung aus Braunschweig der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) an.

Nach eigenen Angaben des DSMZ umfasst die dortige Sammlung mehr als 31.000 Bakterienstämme und Pilze. Diese werden gemäß internationalen Standards aufbewahrt und archiviert. Wissenschaftler aus der ganzen Welt greifen zwecks ihrer Forschungen auf die Kulturen zurück. In Zusammenarbeit mit Partnern forschen die Wissenschaftler aus Braunschweig so zum Beispiel an Bakteriophagen als Ergänzung zur Therapie mittels Antibiotika. Hierbei handelt es sich um Viren, die nur bestimme Bakterien befallen. Gegen Antibiotika resistente Arten könnten dadurch in Zukunft erfolgreich bekämpft werden.

In Jena bezieht sich die Forschung unter anderem auf die Stoffe, die ein Mikroorganismus produziert. Es soll die Frage geklärt werden, ob auch hier neue Medikamente entstehen können. Sogar Pilzkulturen, die schon in der Vergangenheit untersucht wurden, werden nochmals unter die Lupe genommen. Das Interesse richtet sich hierbei auf Gene, welche laut aktueller Erkenntnisse schlafen und wieder aktiviert evtl. nützliche Substanzen bilden können..

Seit dem Jahr 2014 ist am Institut in Jena zudem das Nationale Referenzzentrum für invasive Pilzerkrankungen beim Menschen angesiedelt. Denn außer Viren und Bakterien können auch Pilze schwere Krankheiten verursachen. Bundesweit senden Ärzte Patientenproben nach Jena, um eine Bestimmung der Erreger und eventuelle Empfehlungen für die Therapie zu erhalten. Als positiven Nebeneffekt erhalten die Wissenschaftler stetig weitere Exemplare für die Sammlung. Diese Kooperation bringt außerdem medizinische Studien hervor, da Pilzstämme zusammen mit den Patientendaten und Krankheitsbildern erfasst werden.

Während ein Großteil der Bakterien und Pilze bei bis zu minus 200 Grad tiefgefroren gelagert wird, ruht bei vergleichsweise milden 10 Grad der Schimmelpilz Penicillium notatum. Ein quasi historisches Exemplar, da es ein Abkömmling der Schimmelpilzart ist, bei der damals im Jahr 1928 das bahnbrechende Penizillin entdeckt wurde.

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